Beispiele frühkindlicher Reflexe

Die frühkindlichen Reflexe reifen während der Schwangerschaft heran und haben damit einen Anteil an der vorgeburtlichen Entwicklung des Kindes bezogen auf den Tonus, die Gleichgewichtsentwicklung und die neuronalen Verknüpfungen. Unter der Geburt helfen sie dem Kind aufgrund der tonischen Bewegungsmuster den Geburtsvorgang zu unterstützen. Nachgeburtlich sollen die frühkindlichen Reflexe durch die beginnende neuro-motorische Aufrichtung und der damit verbundenen Kopfkontrolle innerhalb der ersten Monate abgelöst werden.

TLR – Tonischer Labyrinth Reflex

TLR im Beugemuster:
Entstehung: 12. Schwangerschaftswoche
Waltezeit: 3. – 4. Lebensmonat
Eine Beugung des Kopfes nach vorne löst eine Beugung des Körpers aus.

TLR im Streckmuster:
Entstehung: ausgelöst bei der Geburt
Waltezeit: Schrittweise Aufrichtung ab 6. Lebenswoche bis zum Alter von 3 Jahren bei gleichzeitiger Entwicklung der Halte- und Stellreaktionen.
Die Streckung des Kopfes fördert die wichtige Entwicklung aus der Beugung und leitet so die Aufrichtung gegen die Schwerkraft ein. Der TLR ermöglicht dem Baby erste Sinneswahrnehmungen für Gleichgewicht und Raum.

Mögliche Auswirkungen durch fortbestehende frühkindliche Bewegungsmuster des TLR:

  1. Alle folgenden Halte- und Stellreaktionen entwickeln sich nicht vollständig. Die Folge der mangelnden Kopfkontrolle ist die Beeinträchtigung der Augenmuskelfunktionen (vestibulo – okularer Reflexbogen). Das Gleichgewicht wird durch fehlerhafte visuelle Informationen beeinflusst und das Sehvermögen über eine schlechte Balance beeinträchtigt.
  2. Schwierigkeiten in der Seh-, Hör- und/oder Raumwahrnehmung
  3. Probleme mit dem Gleichgewicht: Ein perfekt arbeitendes Gleichgewichtssystem zeigt sich im Stillstehen!
  4. Restreaktionen des TLR behindern das Krabbeln. Die Krabbelphase ist ein wichtiger Entwicklungsschritt im Leben des Kindes, um Koordination, Gleichgewicht und Augenmuskelfunktionen miteinander zu verbinden.

Tonische Restreaktionen – TLR im Beugemuster:

  1. Auffällige Körperhaltung – z. B. Rundrücken
  2. Hypotonie (geringe Muskelspannung)
  3. Mangelnde Bewegungsfreude, Abneigung gegen sportliche Aktivitäten
  4. Höhenangst / Reisekrankheit

Tonische Restreaktionen – TLR im Streckmuster:

  1. Auffällige Körperhaltung – z. B. Neigung auf Zehenspitzen zu gehen/ Hyperlordose
  2. Schlechte Balance und Koordination der Bewegung
  3. Hypertonie (erhöhte Muskelspannung)
  4. Strukturmangel in Zeit und Raum (Tag- und Nachtrhythmus, Dosierung der Bewegung, Erkennen grammatikalischer Strukturen, Organisationsfähigkeit)

Moro-Reflex

Entstehung: 9.–12. Schwangerschaftswoche
Waltezeit: 2.–4. Lebensmonat
wird umgewandelt in eine Erwachsenenschreckreaktion

Auslöser des Moro-Reflexes:

  1. vestibulär – drohender Verlust des Gleichgewichtes
  2. auditiv – plötzliche Veränderungen der Lautstärke etc.
  3. visuell – plötzliche Veränderung der Sicht (dunkel, hell, etc.)
  4. taktil – plötzliche Veränderungen durch Berührung oder Schmerz
  5. plötzliche unerwartete Reize jeglicher Art

Der Moro-Reflex ist die früheste Reaktion auf eine Lageunsicherheit.

Wird der Moro-Reflex ausgelöst, erfolgt eine unmittelbare Erregung, die einhergeht mit

  • dem Anstieg der Atemfrequenz
  • der Beschleunigung des Herzschlages
  • dem Anstieg des Blutdrucks
  • einer Rötung der Haut
  • und eventuellen Wutausbrüchen oder Tränen